Anett Kollmann

Autorin - Biografin - Literaturwissenschaftlerin




Studium der Literatur- und Medienwissenschaften in Leipzig und Berlin

Promotion mit einer Dissertation zur Theorie und Praxis des weiblichen Heldentums im Drama um 1800

seit 2004 freie Literaturwissenschaftlerin, Biografin und Autorin

Publikationen zur Kunst-, Kultur- und Geistesgeschichte, insbesondere des 18. und 19. Jahrhunderts

Literaturkritiken und Beiträge in Tageszeitungen, Zeitschriften, Wissenschaftsmagazinen und Museumsjournalen

Stipendiatin des Landes Berlin, der Klassik Stiftung Weimar, der Karin-und-Uwe-Hollweg-Stiftung für die Casa di Goethe in Rom u.a.



So kurz, so gut. Mehr lockte eine junge Frau hervor, die mir für eine schulische Aufgabe einige Interviewfragen stellte. Vielen Dank für die Anregung, Antworten darauf zu finden.


 

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Durch das Schreiben über Literatur, erst im Studium, dann als Literaturkritikerin. Irgendwann dachte ich, das kann ich auch, und habe es einfach ausprobiert.

Was brachte Sie dazu, Seminare zum Kreativen Schreiben anzubieten?

In meinen Einzelberatungen kamen immer wieder dieselben Fragen, also dachte ich, es lohnt sich vielleicht, die Antworten in einem größeren Kreis geben.

Glauben Sie jeder kann schreiben?

Ja, so wie jeder singen und tanzen kann, wenn auch nicht immer bühnenreif.

Wo finden Sie Inspiration?

Überall, meist aber in Ausstellungen, Filmen, Gesprächen und in anderen Texten.

Haben Sie an sich viele Einfälle für neue Bücher und das Gefühl, gar nicht genug Zeit zu haben um alle Ideen auszuarbeiten, oder suchen Sie oft bewusst nach neuen Inspirationen?

Ich habe viel zu viele Ideen und zum Glück eine Agentin, die mir beim Sortieren hilft.

Sollte man sich Ihrer Meinung nach zwingen, regelmäßig zu schreiben, oder eher nur dann wenn man die Inspiration und Motivation verspürt?

Professionelle Autorinnen und Autoren schreiben regelmäßig und haben ihre eigenen Tricks, wenn es mal an Motivation und Inspiration hapert. Gelegenheitsautorinnen und -autoren können auf den Musenkuss warten, profitieren aber auch von festen Schreibgelegenheiten ‒ die Stimmung stellt sich oft beim Schreiben ein und führt dann zu ganz unerwarteten Texten.

Wie gehen Sie mit einer Schreibblockade um?

Ich hatte noch nie eine, aber bei ersten Anzeichen wechsle ich zur Recherche oder mache aus dem, was in den Text soll, zunächst eine Grafik.

Was denken Sie, wie man seinen eigenen Schreibstil findet?

Ausprobieren bis es sich nach der eigenen inneren Stimme anhört, egal, was andere dazu meinen.

Bzw. wodurch wurde Ihrer geprägt?

Meiner ist leider immer noch akademisch und wird erst in der Überarbeitung lesbar.

Welche Bücher finden Sie besonders gut und warum?

Ich mag Bücher mit ungewöhnlichen Charakteren und Geschichten, die mich auf Gedanken bringen, die ich selbst nicht habe. Und die Sprache darf gern originell sein, jedenfalls literarisch, sonst wird die Lektüre unerfreulich.

Viele Autoren vertreten verschiedene Ansichten zu der Vorgehensweise bei Handlung und Plot. Manche sagen, man sollte lieber kein Plotschema erstellen, weil die Geschichte dadurch unecht und gestellt wirken würde. Andere wiederum sagen, dass ein solcher Plan enorm dabei helfen kann, den Überblick zu behalten und konstant weiterzuarbeiten. Was denken Sie darüber?

Ein Plotschema ist eine Strukturierungshilfe, die wie eine Vorzeichnung am finalen Text nicht mehr erkennbar sein sollte. Alles andere hängt von der individuellen Arbeitsweise ab, ob man ein Drauflosschreiber ist oder eine Konstrukteurin.

Sollte man Ihrer Meinung nach den Aufbau des Romans bereits im Voraus genau planen oder kann das eher hinderlich sein?

Es schadet nicht, einen Plan zu haben ‒ und ihn beim Schreiben zu vergessen.

Viele Autoren berichten auch davon, dass ihre Figuren zunehmend eigenständiger wurden und sich während des Schreibprozesses in eine andere Richtung entwickelten, als sie es vorher geplant hatten. Solche Veränderungen können sich auch stark auf die Handlung auswirken. Ist es in solch einem Fall Ihrer Meinung nach ratsamer die Figuren oder die Handlung zu verändern?

Das kommt darauf an, ob die Handlung oder die Figuren wichtiger sind, was davon das Thema besser vermittelt.

Sind Ihrer Meinung nach die Figuren relevanter für den Roman als die Handlung?

Ausgearbeitete Figuren bringen Tiefe, Handlung bringt Lesefluss.

Haben Sie jemals ein Werk aufgegeben? Und, wenn ja, weshalb?

Ja, eine Biografie zu Zacharias Werner, aufgegeben nach dem ersten Kapitel wegen voraussichtlicher Unverkäuflichkeit.

Arbeiten Sie zurzeit an einem neuen Projekt?


Ja, an einer historischen Familienbiografie, die 2022  erscheinen wird.

Welchen Rat würden Sie einem angehenden Autor geben?

Nicht entmutigen lassen und schreiben, lesen, schreiben, schreiben …








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